Moderne

Das Berufsbild des Steinmetzes hat sich in den letzten 50 Jahren radikal geändert. So gehört das Fertigen und Versetzten von neuen Werkstücken zwar immer noch zum Berufsbild, wird aber sehr viel weniger gemacht als früher. Heute gilt in unserem Beruf die Devise: erhalte und konserviere alles, was möglich und sinnvoll ist. Wo früher ein altes Gebäude abgerissen wurde, weil es nicht mehr schön war, um es dann nach dem aktuellen Schönheitsideal wiederaufzubauen, werden heute alte denkmalgeschützte Häuser möglichst so belassen, wie sie sind.

Zu oft kam es nämlich vor, dass Zeugen einer längst vergangenen Zeit innert Tagen dem Boden gleich gemacht wurden. Aktuelle Beispiele solch plumper Zerstörungswut ist die Zerstörung von Palmyra durch den «islamischen Staat» oder der Abbruch des «Sidi Mahmud Ben Amar» Mausoleums in Mali. Man muss allerdings nicht weit gehen, um solche Verbrechen gegen das Kulturerbe der Menschheit zu finden. Das Haus Nideröst im Kanton Schwyz war das älteste Holzhaus der Schweiz, vermutlich sogar ganz Europas. Im Jahr 1176 wurde es erbaut – über 100 Jahre vor dem Rütlischwur! 2001 wurde es mit Genehmigung des Kantonsrats abgerissen.

Übungsstücke werden reprofiliert

Um solche Schäden, auch im Kleinen, zu verhindern, erlernt der «moderne» Steinmetz viele Techniken, die es erlauben, alte Werkstücke zu erhalten und ihnen trotzdem einen neuen Glanz zu verleihen. Eine dieser Techniken ist das Reprofilieren von beschädigten Steinen mittels eines speziellen Reprofilierungsmörtels.

Festigung & Risssanierung durch Felix Hotz, Dipl. Bildhauer- und Steinmetzmeister, Handwerker in der Denkmalpflege

Da jede Steinsorte unterschiedliche Alterungsschäden aufweist, muss auf jede Situation individuell eingegangen werden. So weiss ein Steinmetz auch, wie Steine konserviert werden, die ihre innere Festigkeit verloren haben.

Wichtig zu erwähnen ist, dass die Diskussion um den richtigen Umgang mit Denkmälern schon seit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts geführt wird und wohl nie abschliessend geklärt werden kann. Es stellt sich zudem die Frage, ob das Handwerk nicht auch ein schützenswertes Gut ist und wie es vor dem Aussterben bewahrt werden kann. Denn das Wissen um ein Handwerk stirbt mit den Menschen die es beherrschen aus, sobald es nicht mehr gebraucht wird.