An meiner Losgehfeier wurde ich von meinem Altgesellen mit einem Nagel an einen Tisch genagelt. An diesem Punkt, geht es auch darum, den Gesellen etwas zurückzugeben die sich viel Zeit nehmen um jemanden von zuhause abzuholen. Dieser “Nagelschnack” kann etwas ganz beliebiges sein. Man kann versprechen etwa ein Modell oder einen Pizzaofen zu bauen. Viele verschenken Bier oder Essen. Ich habe versprochen während meiner Wanderjahre zwei Charlis zu gestalten.
Der Matilda Charli #1
Meinen ersten Charli wollte ich allen Gesellen widmen. Also nicht einem bestimmten Beruf oder einem Schacht, er sollte ein Thema beinhalten der für alle Gesellen wichtig ist. Was lag also näher, als Matilda! Matilda ist ein Wort aus dem Rotwelsch welches für uns Gesellen eine zentrale Rolle spielt. Zum einen bedeutet Matilda Landstrasse/Strasse/Weg. Zum anderen ist damit aber auch mehr gemeint. So opfert man Matilda auf der Strasse den ersten Schluck Bier, um sich ihre Gunst zu erbitten. In diesem Sinn bedeutet Matilda auch so etwas wie Schicksal. Hält man den Daumen raus um zu trampen, weiss man nie, was Matilda für Überraschungen mit sich bringt.
Während der ersten Skizzen und Ideen war ich gerade in Schaffhausen am arbeiten. Einige griechische Arbeitskollegen erzählten mir von den griechischen Schicksalsgöttinnen, den Moiren. Nach längerer Recherchearbeit zum Thema Gottheiten des Schicksals, stellte ich fest, dass in vielen nicht monotheistischen Religionen Schicksal weiblich besetzt ist. Was lag also näher, als meinen Charli nicht nur Matilda, sondern auch den antiken Göttinnen des Schicksals zu widmen.
Matilda Charli Entstehung
Da der Entstehung des Matilda Charli viele Gedanken vorausgegangen sind habe ich eine kleine Erklärung oder besser gesagt eine “Bedienungsanleitung” für den Charli verfasst. Gedruckt wurde der Charli digital leider in einer nicht perfekten Qualität. Auch die Stoffqualität lässt dabei sehr zu wünschen übrig. Die Auflage beträgt 75 Stück.
Erklärung Matilda Charli
Der Steinmetz Charli #2
Der zweite Charli den ich kreierte, sollte den Steinmetzen gewidmet sein. Nach langem überlegen dachte ich mir, es wäre gut, etwas zu konstruieren was auch in Stein umsetzbar wäre. So kam ich auf den Gedanken, eine Fensterrosette zu zeichnen. Als Vorbild diente mir hierbei die Fensterrosette der Igreja da Graça (Santarém) in Portugal. Sie ist meiner Meinung eins der schönsten Beispiele spätgotischer Architektur und im Stile des Flamboyant gehalten.
Die ersten zwei Versuche misslangen mir nach mehreren Arbeit. Im ersten Versuch war ich zu ungenau und hatte gewisse konstruktionstechniken noch nicht ganz durchdacht. Beim zweiten Versuch war ich dann nur noch zu ungenau. Der Dritte Versuch gelang mir. Auch wenn gut zu sehen ist, das die eine oder andere Ungenauigkeit doch in meine Arbeit eingeflossen ist. In den Ecken habe ich vier romanische Kapitelle platziert. Die Romanik begeistert mich extrem durch ihre klare und direkte Bildsprache. Auch sonst gibt es einiges auf meinem Charli zu entdecken.
Gedruckt habe ich den Charli bei der TDS Textildruckerei Arbon. Da ich selber beim Druck mithelfen konnte, haben wir unterschiedliche Versionen auf unterschiedlichen Stoffen gedruckt. Unter anderem einige Sondereditionen mit blauem Stoff, rotem Druck oder meine Lieblinge die “LSD-Charlis” von denen es allerdings nur drei Stück gibt.
Das kreieren und drucken der Charlis hat mir sehr viel Spass gemacht. Es wird nicht das letzte mal sein, dass ich Charlis gestalten werde. Viele werden es bis Ende meiner Tippelei nicht mehr sein. Der Aufwand ist einfach sehr gross..