Im August 2017 würde ich vom Naturstein Verband Schweiz (NVS) angefragt ob ich bereit wäre an den Euroskills (Berufs-Europameisterschaften) in Budapst teilzunehmen. Da ich schon an den Worldskills in Sao Paulo (Berufs-Weltmeisterschaften) teilgenommen habe, wusste ich, auf was ich mich dabei einlassen würde. Trotz des riesigen Aufwandes entscheid ich mich dafür, dass Angebot anzunehmen und nach Budapest zu fahren.

Meine Vorbereitungen waren vielfältig und bestanden unter anderem aus Mentalem Training (Autogenes Training, physischem Training im Fittnessstudio, Training am Stein und dem beschaffen von einem privaten Satz Werkzeuge). Besonders Aufwändig war es, Sponsoren zu finden um meine Werkzeuge zu finanzieren und Steine in Ungarn zu kaufen und sie in die Schweiz transportieren zu lassen. Insbesondere der Weg der Steine aus Ungarn war sehr abenteuerlich und hat letztendlich nur dank privater Kontakte funktioniert.

Auch diese Mal wurden alle Teilnehmer der Schweizer Delegation an verschiedenen Teamweekends auf die Wettkämpfe vorbereitet. Da unser Team für die Euroskills sehr klein war (8 Personen) konnten wir alle einen sehr engen Kontakt zueinander aufbauen. Der grosse Zusammenhalt in unserer Gruppe war im Rückblick einer der Ausschlaggebenden Punkte für unseren Erfolg.

Das Training am Stein war für mich eines sehr intensive Zeit. Gerade auch weil ich nicht wusste wie gut ich den eigentlich im Vergleich mit anderen war, trainierte ich bis einen Tag vor Abflug nach Budapest. Körperlich gesehen war dies keine intelligente Vorgehensweise da ich praktisch keine Ruhephase einlegen konnte. Psychisch hingegen war es für mich ein Vorteil da ich mich mit der Arbeit ablenken konnte und nicht allzu nervös wurde. Ausserdem wusste ich, dass ich wirklich alles an Vorbereitung herausgeholt habe was möglich war.

Nach der dreitägigen Vorberatungsphase in Budapest begannen die Wettkämpfe. Am Tag eins musste ich ein kleines Reliev (Konturen und Flagge von Ungarn) und eine Schrift (ES 2018) erstellen. Dafür hatte ich zwei Stunden Zeit. Danach sollte ich für das Werkstück verschiedenen Schablonen in Weissblech erstellen, dafür hatte ich zwei ein halb Stunden Zeit. War das alles erledigt, konnte mit dem eigentlichen Werkstück begonnen werden. An Tag eins gelang es mir alle Zeiten einzuhalten und keine grossen Fehler zu machen, ich hatte ein gutes Gefühl. Ich merkte aber, dass ich in dem Tempo nicht fertig werden würde. So passte ich meinen Ausgearbeiteten Zeitplan am Abend an um mein Werkstück bis am Ende der Wettkämpfe fertig stellen zu können. In meinen Augen war der zweite Wettkampftag Match entscheidend. Leider verlor ich am zweiten Tag etwas mehr als eine Stunde Zeit, da ich Öl in meinen Druckluftleitungen hatte. Die Schläuche mussten also ausgetauscht werden und einen grossen Teil meiner Stücke musste ich noch einmal überarbeiten um die Ölflecken zu entfernen.

Da ich nicht so vorangekommen war wie ich mir das vorgestellt hatte, gab ich am dritten und Letzen Tag noch einmal alles was ich konnte. Allerdings verursachte ich immer mehr Fehler und hatte gegen Ende ein sehr schlechtes Gefühl. Zwanzig Minuten vor Schluss brach mir dann auch noch eine grosse Ecke ab, und ich stand kurz davor aufzugeben. Nach ein paar tiefen Atemzügen, um mich wieder zu beruhigen, gab ich noch einmal alles. Als die Schlussglocke ertönte war meine Enttäuschung grenzenlos. Ich war mir sicher, dass es für keinen Podest Platz reichen würde.

So viel Zeit und Energie hatte ich in die Vorbereitung investiert und mein Ziel, eine Medaille zu ergattern, stand mir so klar vor Augen, dass ich einen Moment gebraucht habe, um die Niederlage zu verdauen. Besonders die vielen Leute aus der Schweizer Delegation die mich so sehr unterstützt haben, taten mir leid, ich hatte die Hoffnungen nicht erfüllt, so dachte ich zumindest.

An der Siegerehrung fiel es mir schwer, keine schlechte Laune zu verbreiten. Als der Dritte Platz an Österreich ging, starben meine letzten Hoffnungen auf ein Edelmetall. Ich war vollkommen Perplex, als dann beim ersten Rang die Schweiz und somit ich aufgerufen wurde. Die Freude und Überraschung in dem Moment war einfach grenzenlos!!!

Nicht nur mein Wettkampf war erfolgreich, von unserem acht Köpfigen Team holten vier Leute Gold, zwei Bronze und zwei landeten auf dem unverdienten vierten Platz. Somit waren wir das erfolgreichste Schweizer Team aller Zeiten an den Euroskills. Auch international war unser Erfolg riesig. Ein gutes Beispiel hierfür ist, das wir zu acht mehr Goldmedaillen geholt hatten als das 25-köpfige Team aus den Niederlanden insgesamt Medaillen gewonnen hat (drei Mal Bronze).

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Statistik Euroskills Point Score

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Statistik Euroskills Medal Points

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Der Bund
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Kunst und Stein
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